Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Neue Vermessungen der Pyramiden


Die Pyramiden wurden mit einer für die damalige Zeit erstaunlich hohen Präzision errichtet. Woher wissen wir aber, dass sie damals so genau eingemessen wurden? Die Beantwortung der Frage erfordert zunächst einen kurzen Blick auf die Vermessung der Pyramiden in neuerer Zeit. Erst durch die Entwicklung moderner Messgeräte war es möglich, die Grundmaße der Pyramiden zu ermitteln.


Im Jahre 1799 wurden die Pyramiden das erste Mal vermessen, von jenen Wissenschaftlern, die Napoleon auf seinem Ägyptenfeldzug begleiteten. 1837 folgte Perring, 1842 – 46 die preußische Expedition unter Karl Richard Lepsius. Einige Jahre später erforschte Piazzi Smyth die Pyramiden, er stand unter dem Einfluss der Zahlenmystik von John Taylor.


Die erste, heute noch bedeutende Vermessung führte William M. Flinders Petrie ab 1880 durch. Petrie stand zu Anfang ebenfalls unter dem Einfluss der Taylorschen Zahlenmystik. Er wollte die These beweisen, dass die englischen Maßeinheiten Zoll und Fuß ihren Ursprung in der ägyptischen Königselle haben. Seine überaus genauen Messungen aber widerlegten diese Theorie.

Messen und Vermessen

Ecke der Knickpyramide  - © Eckart Unterberger

Manchmal konnten Eckpunkte der Pyramidenbasis zur Ermittlung der Grundmaße herangezogen werden, hier die Ecke der Knickpyramide. - Dennoch: Die Maße der Pyramiden sind weniger genau erfasst, als allgemein angenommen wird. Eine gewisse Skepsis gegenüber den in der Literatur angegeben Werten ist daher angebracht.

Die letzte umfangreichere Vermessung der Pyramiden mit modernen Messgeräten führte Josef Dorner 1980 durch. Er vermaß damals die Basislinien der Cheops- und Chefrenpyramide in Gizah und der Unas-Pyramide in Sakkara. In späteren Jahren wurden von Dorner auch noch die Knickpyramide von Meidum und die ‚Rote Pyramide‘ in Dahschur vermessen.


Archäologen der Universität Wien führten 2004 eine laserunterstützte Vermessung unter anderem der Cheops- und der Chefrenpyramide durch, deren Ergebnisse bislang noch nicht veröffentlicht sind.


Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Pyramiden, auch jene in Gizah, keineswegs so genau vermessen sind, wie allgemein angenommen wird. Sie sind nicht die am besten vermessenen Bauten der Welt. Bei vielen Maßen wird immer noch auf die Werte von Petrie zurückgegriffen.


Auch die Vermessungen selbst gestalteten sich schwierig, 4500 Jahre haben ihre Spuren hinterlassen. Die Pyramiden präsentieren sich heute zum Teil als Schutthügel. Allen fehlt der Großteil der äußeren Verkleidung. Dennoch ist es gelungen, die Grundmaße recht genau zu ermitteln. So konnten manchmal Markierungen der Eckpunkte zur Vermessung herangezogen werden, oder es wurden einige der noch erhaltenen Verkleidungssteine für die Feststellung der Basislinien verwendet.


Trotz unterschiedlicher Ergebnisse der einzelnen Messkampagnen steht eines fest: Die Pyramiden wurden mit einer für die damalige Zeit unerwartet hohen Präzision eingemessen, was uns zur nächsten Frage führt: Welche Größen konnten die Ägypter präzise messen?


© 2009-2021 Eckart Unterberger