Details und Erläuterungen

Vermessung und Bau der ägyptischen Pyramiden - von Eckart Unterberger

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Genau diese Situation findet sich bei den Resten der Pyramide von Sinki. Der Erbauer dieser dreistufigen Pyramide ist unbekannt. Man nimmt an, dass sie Pharao Huni, der letzte Pharao der 3. Dynastie und damit Vorgänger von Snofru, zwischen 2599 und 2575 v. Chr. errichten ließ. Die Pyramide ist klein, ihre Basismaße sind 18,5 m x 18,5 m, sie wäre etwa 12 m hoch geworden. Sie wurde nicht fertiggestellt und ist deshalb für die Bautechnik der Stufenpyramiden besonders aufschlussreich. An allen vier Seiten befinden sich Rampen, die seitlichen Mauern dieser Rampen bestehen aus Nilschlammziegeln, dazwischen wurde Geröll und Bauschutt gefüllt. Wie hoch diese Rampen waren, lässt sich aufgrund des schlechten Bauzustands nicht mehr sagen. Eines steht jedoch fest: Es sind vier Rampen, eine an jeder Seite der Pyramide. Das ist ein weiterer deutlicher Hinweis darauf, dass die Pyramiden von innen nach außen gebaut wurden, denn sonst gäbe es nur eine Rampe, nicht aber deren vier!


Der erste Pharao, der in die Höhe strebte, war Pharao Djoser aus der 3. Dynastie der ägyptischen Herrscher. Er regierte das Reich von 2630 bis 2611 v. Chr. Seine Stufenpyramide ist für uns deshalb interessant, weil sie die einzige fertiggestellte und erhaltene Pyramide ihrer Art ist. Ihre Erbauung gliedert sich in insgesamt 5 Phasen. Zunächst ließ Djoser eine von ihrer Größe her bereits beeindruckende Mastaba errichten.


Offensichtlich war das Bauwerk so schnell fertiggestellt, dass es mehrmals erweitert wurde. In weiterer Folge wurde in die Höhe gebaut. Über der Mastaba wird zunächst eine vierstufige Pyramide errichtet, die dann noch einmal auf sechs Stufen erweitert und erhöht wird.


Der Aufbau der Mauern ist hier noch ein anderer als jener, wie wir ihn bei den späteren Pyramiden finden werden. Die Mauern weisen die klassische Bautechnik auf - einer Schicht Binder folgt eine Schicht Läufer, dieser wieder eine Schicht Binder und so fort. Die Mauern sind mit 15° leicht nach innen geneigt, ganz in der Tradition der Stützmauern.

Von der Mastaba zur Stufenpyramide

Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - © Eckart Unterberger
Die wandernden Rampen - Mastaba, Stufenpyramide, Pyramide - © Eckart Unterberger

Die wandernden Rampen



Es liegt in der menschlichen Natur, Bauwerke in immer größeren und höheren Dimensionen zu errichten. Auch die Pharaonen Ägyptens erlagen der Versuchung, ihre Grabbauten höher zu bauen als die ihrer Vorgänger oder gar ihrer Untertanen.


Die klassische Form der Mastaba erreicht  bald eine statische Grenze. Das Material im Inneren übt mehr und mehr Druck auf die Außenmauern aus. Das lässt sich vermeiden, wenn auf die erste Mastabe eine zweite, kleinere gebaut wird. Der Druck des zweiten Gebäudes verlagert sich zum Zentrum.


Dazu müssen wieder neue Rampen errichtet werden, da sich die Baulinie der Außenmauern des nächsten, des höheren Gebäudes, nach innen verlagert. Um sich einen Teil der Arbeit des Rampenneubaus zu ersparen, ließen die ägyptischen Baumeister die seitlichen Mauern aus Nilschlammziegeln stehen und bauten auf der anderen Seite – Richtung Zentrum – eine neue Mauer. Das Schuttmaterial, aus dem die Rampe besteht, wird dann einfach umgelagert und zwischen die neuen Mauern gefüllt.


Die obere Mastaba, die zweite Stufe der Stufenpyramide, wird dann in gleicher Weise wie die erste errichtet. Wieder wird eine Rampe an den vier Ecken gebaut, die mit jeder Schicht mitwächst. Bei der nächsten Stufe wird der Vorgang wiederholt. Neben den Mauern wird – nun auf zwei Stufen – wieder eine Mauer errichtet, das Rampenmaterial umgeschichtet, die nächste Stufe in der soeben beschriebenen Weise gebaut.


So wandern die Rampen Stufe für Stufe zur Mitte der vier Seiten. Mit dieser Methode wird nur wenig Material für den Bau der Rampen benötigt, da dieses Stufe für Stufe wiederverwendet wird. Bei Abschluss des Baus stehen demnach lediglich vier Rampen, je eine auf jeder Seite in der Breite der obersten Stufe.



© 2009-2021 Eckart Unterberger